Elektrische Straßensysteme (ERS), sind Infrastrukturen – z.B. Oberleitungen oder induktive Ladetechnologien – mit denen Elektrofahrzeuge während der Fahrt mit Energie versorgt werden können. Diese Systeme haben das Potenzial, insbesondere im Schwerlastverkehr zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Verkehr beizutragen. Im Rahmen des CollERS2-Projekts hat das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) jetzt ein Arbeitspapier veröffentlicht, das die Entwicklung und Umsetzung eines länderübergreifenden ERS-Streckennetzes in Europa skizziert.
„ERS werden derzeit in verschiedenen EU-Staaten erfolgreich erprobt. Ungeachtet dieser nationalen Projekte und des Potentials der Technologie für den grenzüberschreitenden Wirtschaftsverkehr besitzt die Europäische Union bislang noch keine Ausbaustrategie für ERS. Diese Situation verhindert ein zügiges Vorgehen bei der Weiterentwicklung und dem flächendeckenden Aufbau von ERS-Infrastruktur im Speziellen sowie der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs im Allgemeinen“, erläutert Matthias Hartwig, Leiter des IKEM-Fachbereichs Mobilität, die Ausgangslage und Motivation für das Arbeitspapier.
Eine Analyse von Verkehrsdaten des europäischen Straßengüterverkehrs bildet die Grundlage des Arbeitspapiers. Die beteiligten Wissenschaftler:innen identifizierten Korridore, etwa von Deggendorf (Deutschland) nach Wels (Österreich) sowie von Eindhoven (Niederlande) nach Kreuz Moers (Deutschland), die durch ein hohes Lkw-Verkehrsaufkommen gekennzeichnet sind und daher für den ERS-Ausbau besonders geeignet erscheinen. So entstand ein Vorschlag für ein europäisches ERS-Zielnetzwerk, das als Grundlage für einen koordinierten Planungs- und Umsetzungsprozess dienen kann.
Hartwig sieht die Europäische Union am Zug: „Der Aufbau einer ERS-Infrastruktur an den europäischen Fernstraßen kann auf zwei Arten gelingen. Entweder die Europäische Union verfolgt einen Ansatz mit europaweiter Steuerung und Standardisierung oder sie übernimmt eine vornehmlich koordinative Rolle und überlässt es den Mitgliedsstaaten, die Einführung von ERS mittels nationaler und bilateraler Leuchtturmprojekte voranzutreiben. Unsere Untersuchung zeigt auch, dass die bisherigen nationalen Planungen für ERS-Strecken große Überschneidungen mit den europäischen TEN-T-Verkehrskorridoren haben. Das sollte die Europäische Union darin bestärken, die nationalen Initiativen aufzugreifen und eine aktivere Rolle beim Thema ERS einzunehmen.“
Das Arbeitspapier formuliert konkrete Vorschläge, wie ERS auf europäischer Ebene rechtlich gefördert werden können. Hartwig erklärt dazu: „Mit einer nur geringfügigen Anpassung der bereits sehr weitreichenden europäischen Regulierung zur Infrastruktur für alternative Kraftstoffe und zu den transeuropäischen Verkehrsnetzen könnte viel erreicht werden. Der Entwurf für eine neue Verordnung über Infrastruktur für alternative Kraftstoffe definiert ERS zumindest und fördert ihre Standardisierung. Unser Arbeitspapier zeigt auf, wie es von hier an weitergehen sollte.“