Wie müssen wir die Energiewende gestalten, damit niemand zurückgelassen wird? Dieser und anderen Fragen widmet sich das Projekt „Energiewende im sozialen Raum“ (ESRa) seit April 2020. Zusammen mit unseren Partnern begibt sich das IKEM in der Metropole Berlin und dem Landkreis Spree-Neiße auf die Suche nach Hürden und Potenzialen der Regionalentwicklung und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft.
Nach einem halben Jahr Projektarbeit wird bald ein Instrumentenkatalog veröffentlicht – Jana Karras, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Energieeffizienz und Klimafinanzierung, hat uns erste Einblicke gegeben.
Das IKEM untersucht in dieser Studie die rechtlichen und finanziellen Barrieren für die Energiewende. Dazu habt ihr euch die Regionen Berlin und Spree-Neiße ausgesucht. Wie kam es zu dieser Fallauswahl?
Berlin ist eine große Metropole, die viele Einwohner:innen hat, viele Allianzen und Kooperationen, die gut angebunden und mit verschiedenen Sektoren verknüpft ist. Spree-Neiße ist ein Landkreis in Brandenburg und verfügt über deutlich weniger dieser Möglichkeiten.
Diesen Gegensatz zwischen großen Städten und kleinen Landkreisen gibt es überall in Deutschland. Und weil wir wollen, dass unsere Ergebnisse für eine möglichst große Gruppe relevant sind, haben wir uns für Berlin und Spree-Neiße entschieden.
Ist eine der beiden Regionen besser geeignet für die Energiewende?
Große Städte werden wahrscheinlich zu den Gewinnern der Globalisierung und der Energiewende zählen. In ländlichen Regionen sieht das oft anders aus. Spree-Neiße beispielsweise ist von Lock-in-Effekten betroffen und die Schließung der Kohlekraftwerke bedeutet hier erst einmal den Verlust von Arbeitsplätzen.
Um Unzufriedenheit und Radikalisierung vorzubeugen, ist das Ziel des Projekts, Risiken abzuschätzen und Lösungen zu finden, bevor wir die Wende durchführen. Dazu müssen wir herausfinden, wie wir den Wandel gestalten, damit möglichst viele Sektoren davon profitieren.
Welche rechtlichen und finanziellen Instrumente empfehlt ihr dazu?
Jedes Instrument hat Vor- und Nachteile, die man vor Ort individuell prüfen muss. Wir haben uns zum Beispiel Green Bonds, grüne Anleihen, als Finanzierungsmechanismen des Strukturwandels angeschaut. Grundsätzlich halten wir sie für geeignet, allerdings sind sie oftmals nicht uneingeschränkt vereinbar mit kommunalen Schuldenbremsen. Derartige Rahmenbedingungen anzupassen, ist sehr zeitaufwändig. Wir untersuchen daher auch, inwiefern man Investitionen bereits im Rahmen der bestehenden Gesetze in Deutschland maximieren kann.
Neben diesen Möglichkeiten ist auch die Landwerterfassung eine Option. So können beispielsweise leerstehende Gebäude, wie Bahnhöfe, Speicher oder eben Kraftwerke, zu Kulturzentren umgewandelt und der regionale Tourismus angekurbelt werden. Voraussetzung dafür ist dann allerdings auch eine bessere Anbindung der Region.
Das Interview führte Leonie Tasse, Praktikantin im Team Öffentlichkeitsarbeit.