Sabrina Heinecke hat Internationales Politikmanagement und Politikwissenschaft in Bremen und Berlin studiert und dabei schon im Bachelor ihre Begeisterung für politikwissenschaftliche Aspekte des Klimaschutzes entdeckt. Seit Herbst 2019 arbeitet sie für das IKEM im Team Nachhaltigkeit und Innovation.
Was fasziniert dich am Thema Klimaschutz?
Mich begeistert das Thema Klimaschutz, weil es so facettenreich ist: Es berührt alle Ebenen von lokal bis international, betrifft alle Sektoren und gesellschaftlichen Bereiche und braucht die Unterstützung der gesamten Gesellschaft. Durch die Komplexität dieser Herausforderung und die Vielzahl von innovativen Ideen zur Bewältigung – von technologischen Innovationen bis hin zu Sharing-Konzepten – wird es nie langweilig und es gibt immer etwas zu lernen. Ich finde es unglaublich spannend, mich als Politikwissenschaftlerin einzubringen und mit Akteur:innen aus der Forschung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auszutauschen und interdisziplinär zu arbeiten.
Was trägt die Politikwissenschaft zum Verständnis von Klimaschutz bei?
Die Politikwissenschaft hilft die Herausforderungen einer erfolgreichen Klimapolitik zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, indem sie den Blick auf politische Systeme, Politikinstrumente, Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse sowie die Rolle von Diskursen und institutionellen Rahmenbedingungen richtet. Das kann keine andere Fachrichtung leisten.
An was forscht du gerade?
Zurzeit untersuche ich im Rahmen des WindNODE-Projekts Transformationsprozesse in verschiedenen Kohleregionen weltweit. Dabei identifizieren wir Instrumente und Erfolgsfaktoren für eine gelungene und sozialverträgliche Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Natürlich gibt es keine Musterlösung für alle Kohleregionen, deshalb werfen wir einen genauen Blick auf die jeweilige Ausgangssituation der Regionen und Faktoren, die die Übertragbarkeit von Instrumenten beeinflussen. Durch unsere internationalen Fallstudien möchten wir den Erfahrungsaustausch zwischen den Regionen fördern und einen Instrumentenkasten sowie einen Fahrplan mit konkreten Empfehlungen für einen gelungenen Strukturwandel in der Lausitz entwickeln.
Was würdest du der Politik mit Blick auf deine Forschungsergebnisse gerne mit auf den Weg geben?
Angesichts der aktuellen Situation wünsche ich mir, dass Klimaschutz beim wirtschaftlichen Wiederaufbau zu einer klaren Priorität gemacht wird. Es dürfen keine neuen Pfadabhängigkeiten geschaffen werden, die eine Transformation zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft verzögern und erschweren. Stattdessen sollten wir diesen Zeitpunkt nutzen, um radikal umzudenken und für eine nachhaltige Gesellschaft zu kämpfen. Das zeigen auch die ersten Ergebnisse unserer Transformationsstudie: Die Regionen, die früh und entschlossen den Ausstieg aus der Kohle gegangen sind, stehen heute besser da als andere.
Was war die bisher wichtigste Erkenntnis bei deiner Forschung am IKEM?
Bei der Forschung zu Kohleregionen hat mich sehr fasziniert, dass die Idee einer Just Transition, also eines gerechten Wandels, bereits so weit verbreitet ist. Sie wird von ganz unterschiedlichen Akteur:innen genutzt, um für eine nachhaltige und inklusive Gesellschaft einzutreten. Von Gewerkschaften in Alberta und Südafrika bis hin zur Regierung des Bundesstaats Colorado, von Bürgermeister:innen in der Lausitz und anderen europäischen Kohleregionen bis hin zur Europäischen Kommission.
Was trägt deine Arbeit zum Klimaschutz bei?
Konkret trägt meine Arbeit zum Erfahrungsaustausch, zur Vernetzung und zu Lernprozessen in Kohleregionen bei, liefert konkrete Empfehlungen, wie eine Transformation durch bestimmte Instrumente gefördert werden kann und inspiriert hoffentlich durch positive Geschichten und kreativ aufbereitete Informationen zu mehr Klimaschutz.
Verantwortung für unser Klima zu übernehmen bedeutet für mich…
… sich die eigenen Privilegien, den eigenen Beitrag zur Klimaerwärmung und die unterschiedliche Betroffenheit von den Auswirkungen des Klimawandels und der Klimapolitik ständig bewusst zu machen.
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