Demnächst will die Bundesregierung die Nationale Wasserstoffstrategie beschließen und Deutschland zu einem Vorreiter bei grünem Wasserstoff und der Wasserstofftechnologie machen. Aus Sicht des IKEM-Forums Wärmewende ist dabei von zentraler Bedeutung, dass aufgrund der langfristigen Ausrichtung der Strategie nicht voreilig unmittelbar auf die Märkte wirkende Vorentscheidungen getroffen werden sollten. Vielmehr müssen Wasserstoff und PtX-Produkte allen Sektoren offenstehen und damit auch dem Wärmebereich. Darüber hinaus muss aufgrund des absehbar hohen Bedarfs an Wasserstoff in allen Sektoren von Anfang an eine europäische und internationale Markterschließung erfolgen, die Wasserstoff unter Berücksichtigung des Produktmerkmals der Klimaneutralität (etwa über ein einheitliches Zertifikatesystem), handelbar macht.
Vor diesem Hintergrund sind folgende Punkte unbedingt zu beachten:
1. Technologie- und Sektorenoffenheit
Wir brauchen keine Sonderregelung für eine Spezialtechnik, wie die Wasserelektrolyse mit Erneuerbaren Energien. Die Strategie muss vielmehr die ganze Farbpalette berücksichtigen. Maßstab sollte der CO2-Fußabruck und damit letztlich das Pariser Übereinkommen sein, das sich auf europäischer Ebene etwa in Herkunftsnachweisen für Wasserstoff wiederfinden könnte. Die Herkunftsnachweise für Wasserstoff und damit natürlich auch der Wasserstoff selbst, müssen dann über die jeweiligen Gesetze in allen Sektoren einsetzbar sein. Richtig ausgestaltet entscheidet dann der Markt, welcher Sektor Wasserstoff einkauft.
2. Wasserstoff als Baustein der Wärmewende
Der Wärmemarkt ist derzeit dominiert von gasförmigen und flüssigen Energieträgern, die neben einer zunehmenden Elektrifizierung auch in absehbarer Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Die schrittweise Dekarbonisierung des Gasdargebots sowie flüssiger Energieträger mit der gleichzeitigen Steigerung der Energieeffizienz sowie der Direktnutzung erneuerbarer Energien sind damit Schlüssel für die erfolgreiche Wärmewende. Wasserstoff passt sich ohne weiteres in die derzeitige Struktur des Wärmemarktes ein und kann ganz wesentlich zur Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele Deutschlands beitragen. Dafür ist vor allem die Berücksichtigung von Wasserstoff auf allen Ebenen der Regulierung, insbesondere zur Gasinfrastruktur (z.B. durch die flankierende Einführung einer THG-Minderungsquote für Kunden im Effort-Sharing) und zum Gebäudesektor, erforderlich.
3. Rechtssicherheit
Die Wasserstoffstrategie allein ändert nichts, die Maßnahmen müssen auch in die Gesetze implementiert werden. Allen voran im EnWG, EEWärmeG und der ARegV sowie dem Entwurf für ein GEG. Ansonsten wird die Wirkung des Papiers überschaubar bleiben
Ansprechpartner:
Simon Schäfer-Stradowsky
simon.schaefer-stradowsky@ikem.de
Tel. +49 (0)30 408 1870 10
Manfred Greis
manfred.greis@ikem.de
IKEM Forum Wärmewende
Das IKEM Forum Wärmewende ist eine Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Expert_innen aus der Wärmewirtschaft sowie Entscheidungsträger_innen aus Politik und Verwaltung. Ziel des Forums ist es, konkrete Maßnahmen für die Ausgestaltung der Wärmwende und einen klimafreundlichen Wärmemarkt zu erarbeiten. Hierzu organisiert das IKEM regelmäßig DiskussionsEvents und Arbeitsgruppen. Darüber hinaus forscht das IKEM unter anderem in den Projekten Get H2 und KeroSyn100 zur Ausgestaltung der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa. Zuletzt wurde ein rechtliches Gutachten zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur veröffentlicht.
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