Emissionsfreie Schifffahrt: Forscher und Unternehmen wollen grüne Ammoniak-Technologie etablieren

Schiff (Bild: Campfire-Konsortium)
Projekt CAMPFIRE: Die Region Nord-Ost wird Vorreiter für emissionsfreie Schiffsantriebe

Das Bündnis CAMPFIRE wurde von einer Expertenjury als eine von 20 ostdeutschen Innovationsinitiativen ausgewählt, die in den kommenden fünf Jahren strategische Innovationskonzepte umsetzen und daraus neue Technologiefelder entwickeln. Im Rahmen des Pilotprogramms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ fördert der Bund das Vorhaben zunächst mit bis zu acht Millionen Euro. CAMPFIRE erforscht die dezentrale Herstellung grünen Ammoniaks aus erneuerbaren Energien. Elementarer Baustein des neuen Ver­fahrens sind keramische Dünnschichtmembranen, die eine hohe Effizienz und Lebensdauer aufweisen.

Greifswald, 21.03.2019. „Wir freuen uns, dass sich die Jury für unser Konzept entschieden hat, an dem wir mehr als sieben Monate intensiv gearbeitet haben und eine breite Wissensalli­anz schaffen konnten“, sagt die Projektleiterin Dr. An­gela Kruth vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald. Inzwischen zäh­len 31 Partner zu CAMPFIRE, knapp zwei Drittel da­von sind Unternehmen. Die Erarbeitung des Konzepts wurde vom INP sowie IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität und der Hochschule Stralsund (HOST) koordiniert. Wichtige Impulse setzten auch die externen Partner Zentrum für Brennstofftechnik (ZBT) sowie das Institut für Kompetenz in der Auto­mobilität (IKAM). Das Bündnis verfolgt das Ziel, durch die Entwicklung innovativer Energietechnologien und der Verflechtung der lokalen Energiebranche mit der maritimen und chemischen Industrie einen neuen zu­kunftsträchtigen Wirtschaftszweig in der Projektregi­on Nord-Ost zu etablieren. Die Region erstreckt sich von Rostock bis ins polnische Stettin.

Das Know-how ist dort seit vielen Jahren vorhanden und wird erstmals im Bündnis CAMPFIRE zu einem neuen Technologiepfad zusammengeführt: Im Nordos­ten sind erfolgreiche Unternehmen im Spezialschiffbau und der Energieerzeugung beheimatet, zudem haben sich große Reedereien und Düngemittel-Produzenten angesiedelt. Die beteiligten wissenschaftlichen Einrich­tungen erforschen unter anderem Nanotechnologien und Brennstoffzellen für den Energiesektor.

CO2-Preis hilft klimafreundlichen Technologien

Schwerpunkt des Innovationskonzepts ist die dezent­rale Herstellung von grünem Ammoniak aus Luft und Wasser; die dafür notwendige Energie stammt aus Wind- und Solaranlagen. Als elementarer Baustein die­ses neuen Verfahrens dienen keramische Dünnschicht­membranen, die eine hohe Effizienz und Lebensdauer aufweisen. Dadurch werden die Produktionsprozesse erstmals wirtschaftlich darstellbar. Allerdings steht die Entwicklung dieser Materialien noch bevor – ein ers­tes Forschungsvorhaben von CAMPFIRE. Parallel dazu erarbeiten CAMPFIRE-Experten technologisch-öko­nomische Studien für die nachhaltige Produktion von Ammoniak und dessen Nutzung als Kraftstoff. Eben­so müssen rechtliche Rahmenbedingungen angepasst und aufwändige Genehmigungsverfahren vorbereitet werden. Das Bündnis setzt sich auch für einen nach­haltigen Politikrahmen ein, der die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Projekt schafft. „Es braucht eine realistische CO2-Bepreisung, die auch langfristi­ge Klimakosten widerspiegelt. Statt fossile Brennstoffe zu subventionieren müssen klimaneutrale Kraftstoffe wirtschaftlich werden. Da hilft ein angemessener CO2-Preis“, sagt der IKEM-Geschäftsführer Simon Schäfer- Stradowsky. Je höher dieser ausfalle, desto schneller vollzieht sich der Umstieg auf neue Technologien.

Grüner Ammoniak als nachhaltiger Schiffsantrieb und Dünger

Die Erfahrungen in der Ammoniakproduktion reichen bereits 150 Jahre zurück. Die Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff ist eine der meistproduzierten Che­mikalien und Ausgangsstoff unter anderem für Dün­gemittel. Allerdings besitzt Ammoniak noch andere wichtige Eigenschaften, die jetzt in den Fokus rücken: Es ist ein hervorragender kohlenstofffreier Energiespei­cher, kann leicht verflüssigt werden und verfügt über eine hohe Energiedichte. Dies macht grünes Ammo­niak wertvoll für den Einsatz in Zero-Emission-Antrie­ben, die in den kommenden Jahren für die Schifffahrt entwickelt werden. Ebenso lässt sich daraus nachhal­tiger Dünger herstellen, was zur Sicherung der globa­len Nahrungsmittelproduktion beiträgt. Ammoniak kann aber auch in stationäre Energieversorgungssyste­me eingespeist werden. „Die neuen Ammoniak-Tech­nologien sind ein Schlüssel für die Bewältigung der künftigen gesellschaftlichen Herausforderungen“, sagt Kruth. Ein weiteres Ziel sei, die in der Region entstehen­den High-Tech-Lösungen weltweit zu exportieren.

CAMPFIRE-Sprecherin:
Dr. Angela Kruth
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technology e.V. (INP)
Felix-Hausdorff-Straße 2 , D-17489 Greifswald
Tel. +49 (0)3834 554 3860
angela.kruth@inp-greifswald.de

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IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

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