Im Verlag Springer ist der fünfte Band der IKEM-Schriftenreihe erschienen. Die Dissertation von Dr. Jana Karras befasst sich mit den rechtlichen Hürden für die energetische Modernisierung von Wohnimmobilien, die von armutsbetroffenen Mieter:innen bewohnt sind. Als mögliche Lösung für das Vermieter-Mieter-Dilemma schlägt sie spezielle Finanzierungsinstrumenten für Modernisierungsmaßnahmen nach schwedischem Vorbild vor.
In Deutschland ist die energetische Modernisierung von Wohnhäusern ein entscheidender Faktor für die Einhaltung der nationalen Klimaziele. Der im europäischen Vergleich sehr hohe Anteil an Mietwohnungen – dieser betrug 2019 rund 49 Prozent – stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Die Modernisierungsmaßnahmen sind daher eng mit dem Vermieter-Mieter-Dilemma verknüpft: Vermieter:innen vermeiden Investitionen in energetische Modernisierungen, wenn deren Rentabilität unsicher ist. Mieter:innen zögern ihrerseits, energetische Modernisierungen vorzunehmen, wenn sie keine Sicherheit über die Dauer und das Ausmaß ihres persönlichen Nutzens haben. Diese Problematik verstärkt sich noch, wenn den Mieter:innen die notwendigen finanziellen Mittel für solche Investitionen fehlen.
Der aktuelle Rechtsrahmen habe keine angemessene Antwort auf diese Problematik, stellt Dr. Jana Karras fest: „Energiearmut ist eine Realität für viele Haushalte in Deutschland. Und gerade Mieter:innen mit begrenzten finanziellen Mitteln könnten von energetischen Modernisierungen profitieren, weil sie dadurch einen geringeren Teil ihres Einkommens für Strom und Heizung ausgeben müssen. Gleichzeitig sind durch solche Maßnahmen ausgelöste Mietsteigerungen oft nicht sozial verträglich. Weder die sozialen Sicherungssysteme noch das Mietrecht bieten eine geeignete Lösung für dieses Dilemma.“
In ihrer Dissertation untersucht Dr. Karras verschiedene Ansätze auf deren rechtliche Umsetzbarkeit. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass kommunale und private Wohnungsgesellschaften künftig vermehrt spezielle Klimaanleihen („Green Bonds“) zur Mobilisierung von privatem Kapital für Modernisierungsmaßnahmen nutzen könnten. Dieses Instrument verschiebt die Finanzierung von den Mieter:innen/Vermieter:innen auf Dritte und verspricht niedrigere Kapitalkosten, weil die Mittel zu einem dezidiert klimarelevanten Zweck verwendet werden müssen.